Page 37 - GoldenesBuch
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Fortsetzung „Weihnachtsmärchen“



    „Du solltest ob Deiner Frechheiten vom nächsten Frohlockungsabend
    Ausgeschlossen werden“ drohte Nikolaus und machte sich auf den Weg.
    Es dauerte. Erst einige himmlische Posaunenklänge später kam er zurück. Petrus und die
    Engel erwarteten ihn schon ungeduldig. Besonders der kleine Späherengel konnte es kaum
    mehr erwarten.
    „Und  Hast Du sie gesehen? Hast Du sie gesprochen, Sag doch was !“
    Nikolaus, der noch immer etwas außer Atem war setzte sich zunächst schweigend an den
    kleinen Brotzeittisch der im himmlischen Vorzimmer gleich links neben der Tür steht (rechts ist
    der Standplatz des Erzengel Gabriel), ergriff die große Kanne mit dem Weihnachtsbock sagte
    „EHE“ und nahm einen tiefen Schluck.
    Petrus verstand den Himmel nicht mehr.
    „In memoriam dei“ heißt das, und er ergriff ebenfalls die Kanne und trank dem erschöpften
    Nikolaus zu „nicht ehe oder aha oder sonst irgendwie!“  Nikolaus lächelte.
    „Hab ich EHE gesagt? „ fragte er, „ja, das sagen sie da unten immer, diese Schlaraffen, und
    dann laben sie sich  und strahlen dabei rundum“
    „Also stimmt es doch?“ fragte Petrus
    „Jedes Wort!“. Der kleine Engel da hatte ganz recht. Nur ist dort alles noch viel besser und
    schöner. Sie treffen sich, essen, trinken, reden, lachen, diskutieren. Sie sind dann in einer ganz
    anderen Welt als der gewöhnlichen und dem irdischen Jammertal weitab entrückt.
    Sie lieben sich, sie ärgern sich gegenseitig, sie schätzen sich sehr und versuchen gleichzeitig,
    kindischer und kindlicher zu sein als der andere. Sie übertreffen sich an Witz und Geist und
    sind dabei so unschuldig wie die Neugeborenen. Selbst ihre Sünden sind nicht so profan wie
    die vom Rest der Welt“
    „Aber es sind Menschen und somit allesamt Sünder“ erhob Petrus donnernd Einspruch.
    „Sünder auf dieser Erde, die erst geläutert werden müssen um die Gnade der ewigen Seligkeit
    zu erlangen. Sünder wie jeder andere Erdenmensch auch !“
    „Ich weiß nicht“ sagte Nikolaus und schüttelte bedächtig den Kopf.
    „Freilich sündigen sie auch und das nicht wenig, aber mit mehr Herz, mehr Witz, mehr
    unschuldig, wenn DU verstehst, was ich meine. Es steckt keine böse Absicht dahinter.
    Man kann ihnen eigentlich gar nicht böse sein darob, und was sie verbrechen, sind eigentlich
    gar keine wirklichen Sünden, mehr kleine, menschliche und somit verzeihliche Schwächen,
    liebenswürdige Vergehen eher.“
    „Nun sag nur noch, lauter verkrachte Heilige und spitzbübische Engel in spe !“ grollte Petrus.
    „Seid ihr denn alle von diesen Mützenträgern angesteckt ?“
    „Schon möglich“ sagte der heilige Nikolaus nachdenklich und nahm einen weiteren tiefen
    Schluck aus der Kanne.
    „Sie haben mir gefallen. Sie sind zu beneiden, diese Ritter da unten. Ich glaube wäre ich nicht
    hier in der ewigen Seigkeit sondern auf Erden, ich möchte auch Schlaraffe sein“
    Denn diese Schlaraffen, sie haben bereits den Himmel auf Erden !
    Und der kleine Engel, dessen Wangen sich bei diesen gelehrten heiligen Ausführungen vor
    Stolz und Freude rot gefärbt hatten, nickte eifrig und von seinen Lippen schlüpfte ein kleines
    schlaraffisches Zauberwort und drang durch den großen himmlischen Saal  bis hin vor
    Gottvaters Thron:
    LU - LU
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