Page 36 - GoldenesBuch
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Fortsetzung „Weihnachtsmärchen“
„Nach dem Genuss erstrahlen sie wie unsere Erzengel bei der Auferstehungsfeier und sind
lustig und fidel.
Mit ihren Untergebenen sprechen sie dann voll himmlischer Güte und Wärme, gar nicht so
herablassend und feierlich wie unsere Dreieinigkeit beim Engelsrapport.
Und die Mützen die sie haben! Ähnlich denen, die unser Nikolaus trägt wenn er in das Land
fliegt, das sie Amerika nennen.
„Nun ist’s aber genug polterte der heilige Nikolaus, der dem Bericht zunächst nur zufällig, dann
aber mit wachsendem Unmut und Misstrauen gelauscht hatte und nun um seine einzigartige
irdische und himmlische Autorität fürchten musste.
„Einen solchen Unfug habe ich noch nie gehört. Lauter Gestalten und Nikolaussmützen, das
gibt’s ja gar nicht“
„Doch. Diese Schlaraffen sind lauter Weihnachtsmänner“ krähte der kleine Engel vergnügt,
„einer schöner als der andere“.
Und der Oberweihnachtsmann hat einen Vogel !
„Einen Vogel ? fragte Nikolaus erstaunt, was um Himmels Willen soll denn ein Weihnachtsmann
mit einem Vogel ?“
„Ja, einen ganz großen Vogel hat er sogar“ sagte der kleine Engel, „einen ganz großen Uhu.
Und auf den hält er ganz große Stücke. Von dem bezieht er seine ganze Weisheit. Ich weiß
nicht, ob er sonst noch eine hat.
Aber er spricht immer nur von seiner Uhuweisheit und dass kein anderer außer ihm recht hat.
Und die anderen glauben das dann und sprechen von seiner Uhuerleuchtung.
„Ein Haufen Kinder“ sagte Petrus und lächelte leise.
„Eigentlich nicht“ widersprach der kleine Engel sofort leidenschaftlich.
„So führen sie sich eigentlich nicht auf. Außerdem heißen sie Männerbund“ „Männerbund“?
Petrus schüttelt den Kopf.
„Maria, hast Du je vernommen dass die Dreieinigkeit über den Männerbund sprach?“ fragte die
heilige Jungfrau, die soeben den himmlischen Thronsaal verlassen hatte um sich auf einer
Ruhewolke von den Anstrengungen des vormittäglichen Hosianna – Singens zu erholen.
„Mit Männern habe ich nichts zu tun“ sagte Maria und dachte dabei an ihre Unschuld.
„Nein, einen Männerbund kenne ich nicht und die Dreieinigkeit meines Wissens auch nicht.
Vielleicht sind es die Nachfahren der 12 Apostel?“
„Apostel bin ich selbst !“ knurrte Petrus entrüstet „und über meine Nachfahren sollte ist wohl
selbst am besten Bescheid wisse, Vor allem wenn sie so komisch geraten sind wie die da
unten“.
Der heilige Nikolaus ward bei all dem Gerede immer ungeduldiger.
„Faunlethe, Thron, Ritter, was soll das alles?“ brummte er und strich sich erregt seinen
prächtigen weißen Bart.
„Das alles ist doch eine Blasphemie sondergleichen. Am besten sehe ich mir das ganz selbst
einmal an“
„Recht hast Du“ stimmte Petrus zu.
„Eigentlich müsste ich ja selbst ebenfalls zur Erde hinab und nachsehen, was dieser
himmlische Jungspund da so alles verkündet, aber bei dem augenblicklichen Weihnachtstrubel
!“ kann ich wirklich nicht weg. Also, geh Du, überprüfe alles und berichte uns“.
Aber vergiss nicht, Dir ein neues Hemd anzuziehen und eine Krawatte umzubinden“, setzte der
kleine Engel abschließend noch eins drauf.
„Schlaraffen sind immer sauber gewaschen und gut gekleidet. Sie laufen nicht so schäbig und
heruntergekommen herum wie du mit deinem Knecht Rupprecht auf Erden.
Für ihren Nachwuchs haben sie sogar einen besonderen Aufpasser, so einen Gabriel für
Jungengel. Wenn Du dem in die Hände fällst, putz Dir besser vorher die Nase sonst gibt’s ein
paar mit seiner Knute drauf“.