Page 5 - GoldenesBuch
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Ansprache zur Junker-Erhebung,
Junker Franz und Junker Walter
17.10. a.U. 137 in der
1804. Sippung beim Hiddigeigei-Turney durch O.I.Rt.Flo
Vor einer so großen Versammlung edelster Ritter aus zahlreychen befreundeten
Reychen in den Junkerstand erhoben zu werden, ist eine Auszeichnung, die nur
wenigen zu teil wird. Euch wird diese Sippung wohl stets im Gendächtnis bleiben, wie
auch dem Rt. GLANDA die Sippung vom 15. des Windmondes a.U. 127, die erste
Oppavia-Gedenksippung, bei der er als Knappe eingekleidet und von weiland Er Musi
hoch geehrt wurde.
Solche Feierlichkeiten sind nicht der Alltag Schlaraffias, wobei grundsätzlich die Frage
zu stellen wäre, ob es in Schlaraffia überhaupt einen Alltag gibt. Zweifellos gibt es den
Uhutag, und dazu möchten wir einige Gedanken äußern.
Denkt daran, Schlaraffia ist nichts für Karrieristen. Auch „Berufsschlaraffen“ stehen
nicht hoch im Ansehen. Es ist vielmehr die Aufgabe eines jeden Sassen, dann, wenn
Aufgaben an ihn herangetragen werden, sich nach besten Kräften zu bemühen,
diesen gerecht zu werden. Das Reych ist hier gefordert, nicht einzelne zu viel zu
belasten oder gar nicht auszunützen, denn daraus entsteht Zwietracht und damit
Schaden für das Reych.
Schlaraffia ist auch nichts für Egoisten. Sie soll nicht zum „Tummelplatz“ für den
Ehrgeiz einzelner verkommen, sie ist nicht Spiegelbild der „feinen Gesellschaft“ und
darf nicht auf die Ebene des Biertisches hinabsinken. Unsere Altvorderen haben mit
Spiegel und Ceremoniale einen Ordnungsrahmen schaffen, an dem wir uns alle zu
orientieren haben.
Schlaraffia ist auch nichts für Isolationisten. Gerade an der Junkertafel sollte das
Ausreytten einen hohen Stellenwert haben. „Ritter“ kommt nun einmal von „Reiten“,
und das Erleben des Sippungsgeschehens in anderen Reychen dient der Erweiterung
des eigenen Gesichtskreises, vor allem aber hoffentlich dem Erkennen, was einem
das eigene Reych bedeutet.
Schlaraffia ist vielleicht etwas für Hedonisten, für Menschen, die selbst genießen, aber
auch anderen eine Freude bereiten wollen. Die Reaktionen auf Wortmeldungen,
Fechsungen, auf Worte des Fungierenden mögen sehr unterschiedlich ausfallen, aber
es gibt Grenzen, die man nicht überschreiten darf. Weder des stete brüllende,
schenkelklopfende Gelächter über irgendwelche meist eindeutig – zweideutigen
Witze noch das desinteressierte Weghören während eines Vortrages, weil man gerade
mit dem Nachbarn eine angeregte Unterhaltung pflegt, haben in Schlaraffia etwas zu
suchen.
Wir alle bekennen uns zu hohen Idealen, die manchmal unerreichbar erscheinen,
doch das Bemühen lohnt, der Weg ist das Ziel.
Das walte der UHU !