Page 107 - GoldenesBuch
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99  Fechsung „Gedanken zur Ahallafeyer a. U. 160"
                   von Rt. Hydrofex, 2430. Sippung, 7.11.160

     Fest und tief sind Erinnerungen an meine erste Ahallafeyer, die ich hier, in der damals noch euren
      Burg, in eurem Reych, als Prüfling erleben durfte. Neben all den anderen bis dahin gemachten
      schlaraffischen Erfahrungen, die mich zunehmend für Schlaraffia einnahmen, ein weiteres mich
                                sehr bewegendes Erlebnis.
           Es fügte einen weiteren Baustein in meiner Gewissheit hinzu, ja zu dieser innigen
      Männergemeinschaft willst du nach weiteren Tagen der gegenseitigen Prüfung gehören. Einer
        Gemeinschaft, die nicht nur einmal im Jahr durch ein besonderes Ritual  seiner nach Ahall
        vorangegangenen Freunde gedenkt, sondern auch regelmäßig während der Jahrung bei
      besonderen Anlässen durch das Entzünden der blauen Kerze diejenigen in Erinnerung ruft, die
     dazu beigetragen haben, dass unser Bund das geworden ist, was wir an ihm so schätzen. Kunst,
                          Humor, Freundschaft über den Tod hinaus.
     Auch der Gräbergang über die benachbarten Friedhöfe, bei dem ein kleines Gedenkgebinde auf
    den jeweiligen Gräbern Brundunumer Sassen abgelegt wird, ist ein Zeichen unserer Verbundenheit
      und dafür, dass wir sie nicht vergessen haben, sie, die den langen einsamen Weg zur Rittertafel
      vorangegangen sind. Vorangehen impliziert ja auch, dass wir irgendwann folgen werden. Auch
       diesen Weg gehen werden. Wie dieser und unser Ziel aussieht, werden wir vorher wohl nie
                                       erfahren.

     In unserer immer schnelllebiger  werdenden Zeit geben sich immer weniger Menschen die Mühe,
      über unseren letzten Ritt nachzudenken. In unserem profanen Leben wird der Tod gefürchtet,
       verdrängt und tabuisiert, obwohl uns Gedanken darüber die Kostbarkeit des Lebens lehren
                                       könnten.

    Viele lehnen ohnedies jeden Glauben an ein Leben nach dem Tode ab. Auch ich weiß nicht, ob es
         die lange Rittertafel wirklich gibt und wie sie aussehen mag. Als an der Geschichte sehr
      interessierter Mensch weiß ich aber, dass sich seit unendlichen Zeiten der  Mensch Gedanken
       darüber macht, was wohl nach unserem Tode mit uns passieren wird.  Höhlenmalereien mit
      mythischen Figuren und Grabbeigaben bereits aus der Jungsteinzeit belegen den Glauben an
      höhere Mächte und ein Leben danach. Wozu hätte man denn sonst einem Krieger sein bestes
     Schwert, einer Frau ihren schönsten Schmuck mit ins Grab gegeben?? Können so viele tausende
                    an ein Leben nach dem Tode gläubige Menschen irren??

         Wir Schlaraffen gedenken gemeinsam, wir Schlaraffen stehen gemeinsam vor unserem
    Ahnenschrein, wir Schlaraffen sinnieren gemeinsam nach über die Spuren unserer Altvorderen, die
        bereits an der langen Rittertafel Platz genommen haben. Wir schauen gemeinsam und in
     Dankbarkeit an jeden einzelnen unserer Brundunumer Sassen zurück. Unsere dabei ausgeübten
      Rituale verbinden uns und ich danke allen die zu unserer ehrwürdigen Ahallfeyer beigetragen
                                       haben.
            Sie war wieder Gelegenheit dazu innezuhalten, zu reflektieren und zu danken.

                                        LULU
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