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Ritter Flink – Fex Sippung am 13.11.a.U.149
                          Titel der Fechsung : Der Gast

      Ein Mensch, noch gänzlich unverdorben,  Nun wird ein großer Gong geschlagen
        wird ganz urplötzlich angeworben         und der Gast hört einen sagen
         er möchte besuchen den Verein,           er säße jetzt auf Uhu’s Thron
       des Freundes, um dort Gast zu sein,      und seine Weisheit hätt’ er schon,
         und frei vom Unbill dieser Erden,      und alle sollten’s Maul jetzt halten,
       letztendlich auch Schlaraffe werden.      er wolle seines Ambtes walten.
                                                 Zuerst schickt er mit einem Mal
       Betritt den Raum, der Burg genannt,     die halbe Mannschaft aus dem Saal,
         und der ihm gänzlich unbekannt,         es werden Schwerter ausgeteilt
         da kommt ein Fremder auf in zu           und jedermann ist jetzt beeilt
        strahl und ruft lauthals dann „Lu-Lu“
                                                  damit zu bilden eine Gassen
                                                um Rausgeworfne rein zu lassen.
       Der Gast, zunächst verblüfft, verwirrt,   Die werden einzeln aufgerufen,
         glaubt sich hier in der Tür geirrt,   und harren an des Thrones Stufen.
       er blickt den Fremdling zweifelnd an,,     Bis der Direktor es erlaubt ,
       doch schon trabt noch ein andrer an,   dass mühsam man nach Worten klaubt
          geht offnen Armes auf ihn zu:        und die Begrüßungsworte stammelt,
    „Schön, Euch zu seh’n, mein Freund, Lu-Lu“  as Volk lauscht, ehrfurchtsvoll versammelt.
                                            d
                                                 Dann ist auch dieser Teil vorbei.
     Nun wird dem Gast ein Platz beschieden,
         vor dem die inn’re Burg hinieden,    Schon fühlt sich unser Gast ganz frei,
          er skeptisch überblicken kann.      und glaubt nach diesem Vorspiel dann
       Und dann, dann fängt die Sippung an.    fängt beim Verein der Ernst nun an.
                                                 Nun würd’ hochgeistig – seriös,
        Als erstes, na , ganz schön und gut,     korrekt, ein bisschen generös
          reicht man ihm einen Pilgerhut      über die Menschheit wohl gesprochen
          und bittet ihn den aufzusetzen.      über den Staat der Stab gebrochen,
       Der Gast, er tut’s, denn mit Entsetzen       weil diese uns’re Politik
        erfährt er, was ihm nicht ganz klar:    zerstört des ganzen Volkes Glück.
           So ohne wär  er unsichtbar.        Der Papst bleibt  auch nicht unerwähnt
                                                  Weil er die Politik beschämt,
      Dann ruft ein Mensch mit Donnerstimme,  Die Steuern werden immer schlimmer,
          und alle haltens Reden inne –           die Manager sind alle Sünder
          ein jeder möge sich erheben          weil sie sich reichlich mit Tantjemen
         um seinen Helm jetzt anzulegen,     ie Taschen füllen, und sich nicht schämen.
                                                 Und so wird diese Diskussion
        Der Gast noch in Erinnerung hatte:  d  Dann schließlich schärfer noch im Ton,
         Das ist doch eine Narrenkappe.        und er, der Gast, er hätt’ gewonnen,
                                               wozu er schließlich hergekommen:
        Dann ziehn drei stolze Herren ein,       Erkenntnisse, was diese Welt,
         sie scheinen frohgemut zu sein           im Innersten zusammenhält.
         denn man bejubelt ihren Schritt
         als ging der Papst persönlich mit.   So denkt der Mensch, der gutgelaunt
                                                  bisher Schlaraffia bestaunt,
                                                 er lerne jetzt des Lebens Sinn
        So werden freudig sie empfangen.
        Dem einen wird was umgehangen,           und sei im richt’gen Bunde drin.
        was, unser Gast erkennt’s mit Müh’    Jedoch oh Schreck, er glaubt es kaum,
          so aussieht wie ein Federvieh.       gleich ist vorbei sein schöner Traum
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